Die alte Grumsmühle

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das Rittergut Grumsmühlen seinen Namen von der alten Ölmühle, der Grumsmühle, erhalten hat, die in ihren Überresten noch heute still und verloren daliegt. Nur fünf Minuten von dem Gute grüßt sie uns aus Busch und Laubwerk entgegen.

Es erfüllt mit Trauer, wenn man die hochverdiente Veteranin nach ihrer Jahrhunderte alten Lebensarbeit gegenüber dem Freigut so ganz in den Schatten gestellt sieht.

Durch Jahrhunderte hatten die schweren Eichenbohlen, die, über einen Meter dick, jetzt von der Säge durchschnitten, vor uns liegen in eintönigem Takte den Samen zerstampft und das trübe Öl herausgepreßt.

Mit Riesenkraft drehte das jetzt nutzlos niederrauschende Wasser die mächtigen Zackenräder, daß sie in ihren Achsen rasselten und die zentnerschweren Steine drehten.

Noch liegen verrostet die alten Ölpfannen da, noch sieht man die geschwärzte Brandstätte des Feuers.

Einst schafften hier fleißige Hände, und das Lied des Müllers klang in das Stampfen der Balken, das Ächzen der gewaltigen Achsen, das Knirschen der Steine, das Knistern der lohenden Hölzer und das Rauschen der Wasser.

Jetzt ist es hier still geworden unter den überwölbenden Eichen und Buchen, man hört nur noch den schrillen Ruf des Eichelhähers, das Krächzen der Wildente, das Schmatzen der Rohrdommel, und der Bach drängt sich durch das hochaufgeschossene Ried.

Menschen ziehen an unserem Geiste vorbei, schlicht und treu, urwüchsig und stark, die hier einst geschafft und gesungen, die jetzt friedlich schlafen und die moderne Zeit, die Zeit der technischen Errungenschaften und Erfolge, aber auch der Zerstörung und Vernichtung, nicht mehr kennen gelernt haben.

Ein Heimweh nach diesen guten Menschen schauert durch die im goldenen Herbstschmuck stehenden, trauernden Bäume. Es ist, als wehklagten die Seelen der Toten hier im stillen Raum, als sei es ihnen zu schwer, von dieser trauten Stätte hinwegzuziehen. Und doch ist die Mühle dem Untergang geweiht; ihre Zeit ist unwiederbringlich vorüber:

Nun braust der Bach durch Schutt und Geröll, er wühlt und spült um Mauer und Pfahl, er speit an die Sparren den weißen Schaum und schwemmt die Balken hinab ins Tal.

Die Geschichte weiß uns von der ältesten Müllerfamilie, die auf der Grumsmühle geschafft hat, zu berichten. Sie wohnte vor 400 Jahren auf der Mühle, nach der sie sogar ihren Familiennamen führte, und war in Diensten des Klosters der Fraterherren zu Münster. Um 1550 wohnte und schaffte Albert Grumsmüller auf der Mühle.

Ihre Lage war offenbar dieselbe wie heute. Die Grumsmühle, oder, wie sie 1516 genannt wird, die Grumsmeulen und Grummesmeule, wurde im genannten Jahre 1516, am 10. Mai, in einer Urkunde als Grenzscheide zwischen den Gemeinden Lingen und Baccum bestimmt.

Auf dieser Grenzscheide spielten sich manche Streitigkeiten zwischen den Gemeinden ab. Bald waren es die Baccumer, die, entgegen dem Rechte, auf dem Felde zwischen Brockhausen und der Grumsmühle das Suddenmähen vornahmen oder ihr Vieh über diese Grenzscheide in den Brögbernschen Diek trieben, bald kümmerten sich die Lingener nicht um das Recht und legten sich einen Zuschlag im kleinen Brock von Brögbern an, wogegen Baccum und mit ihm Brockhausen und Grumsmühlen Einspruch erhoben.

Grumsmühlen war damals nur eine sogenannte Weide, kein großes, freies Erbe. Wie uns Aleff von Limborch, der nachmalige Besitzer, zu berichten weiß, umfaßte das halbe Erbe Grumsmühlen um das Jahr 1550 einen Garten von 4 Scheffel Leinsaat, in dem die gelbe Blüte der Ölsaat sich ausdehnte, um in der Mühle zu Öl zerstampft zu werden; an Getreide konnten vier Malter ausgesät werden, die Weiden, die neben den Eichenwaldungen am ausgedehntesten waren, brachten 30 Fuder Heu ein, während in den Eichenwaldungen 30 Schweine gemästet wurden. Für einen kleinen Kamp, auf dem sich Bienenstöcke befanden, da die Bienen in der Leinblüte reichliche Nahrung fanden, mußte der Pächter an den Herrn von Lingen, die Grafen von Tecklenburg, jährlich zwei Pfund Wachs abliefern. Die zur Grumsmühle gehörenden kultivierten Ländereien waren also damals annähernd 50 Morgen groß, ein verhältnismäßig kleines Gebiet, auch wenn die unkultivierten Ländereien nicht erwähnt sind, die vielleicht zur Grumsmühle schon gehört haben.

Bald nach dem Jahre 1550 verkauften die Fraterherren zu Münster das halbe Erbe Grumsmühlen an Aleff von Limborch, den Verfasser der zur gleichen Zeit fertiggestellten "Beschrivinge des Ampts unde Graveschap Lingen"


Grumsmühlen unter Aleff von Limborch

Der Statthalter Spaniens in Holland, der Prinz von Oranien, hatte die Grafschaft Lingen als freies Lehen. Als seinen Stellvertreter in der Grafschaft Lingen ernannte er seinen Landdrosten, der auf der Burg zu Lingen wohnte. Seit 1550 verwaltete dieses höchste Amt in der Grafschaft Lingen Ernst Mulert, der spätere Besitzer von Grumsmühlen. Unter ihm stand der Rentmeister, seit 1550 Aleff von Limborch. Aleff von Limborch war eine gewalttätige Natur, wenig skrupulös und gewissenhaft in dem Unterschiede von Mein und Dein, vor allem darauf bedacht, das wichtige Amt eines Rentmeisters der Grafschaft zu seiner eigenen Bereicherung auszunützen. Freilich betonte er immer, daß er die Bauern und Landleute nur zur Wahrung der landesherrlichen Rechte drangsalierte, den größten Nutzen hatte er jedoch immer selbst.

Das ausdehnungsfähige Grumsmühlen baute er sich zu einem festen Herrschaftssitz aus. Da er wegen seiner Gewalttätigkeiten einen Überfall befürchten mochte, zog er um das Haus einen tiefen Wassergraben. Auch errichtete er neben dem Wohnhaus einen festen Turm, der sowohl zum Schutze diente, als auch einen Ausblick auf die Straße gewährte. Möglich ist, daß seit jener Zeit und der seines gewalttätigen Nachfolgers Mulert die Volkslegende datiert, daß ehedem auf Grumsmühlen Raubritter gehaust hätten, die friedliche Wanderer und Bauern überfielen und ausplünderten. Da sich von Limborch naturgemäß sehr verhaßt machte, so ist es wohl glaubhaft, wenn berichtet wird, von Limborch sei auf dem Wege von Grumsmühlen nach Lingen erschossen worden, und zwar zwischen den Jahren 1562 bis 1566; denn 1561 wird von Limborch noch vor den Richter Bültel zu Meppen geladen, wo er natürlich nicht erschien, 1566 werden die Erben Aleffs von Limborch genannt.

Nur wenige Jahre genoß von Limborch die Früchte ungerechten Mammons, dann ging Grumsmühlen in den Besitz Mulerts über.



Quelle: s.u.

Grumsmühlen - Herrenhaus



Grumsmühlen im Besitze der Familie Mulert

Ernst Mulert war Droste der Grafschaft seit dem Jahre 1550. Eine ebenso gewalttätige und erwerbssüchtige Natur wie von Limborch, kam er in den Besitz Grumsmühlens, indem er die Witwe des erschossenen Rentmeisters heiratete. Er schützte die Interessen der Regierung vor, ließ aber vornehmlich in seinem eigenen Interesse arbeiten. So zwang er die Bauern, trotz der entgegenstehenden Landesvorrechte für ihn Holz zu fällen, Plaggen zu schlagen, Land urbar zu machen, Gräben auszuwerfen und allerlei Fuhren zu tun, selbst außerhalb des Landes, die er dann vorsichtigerweise als Kriegsfuhren bezeichnete. Als er darum bei der spanischen Landesregierung verklagt wurde, gab er alles zu, weil es im Interesse der Regierung geschehen sei, und erhielt daraufhin Recht. Als Mulert sah, daß ihm die spanische Regierung freie Hand ließ, da diese in den stürmischen Kriegszeiten einen ihr ergebenen und energischen Drosten zu erhalten suchte, wurde er den Bauern gegenüber immer anmaßender. Widersetzten sich diese, zwang er sie mit Waffengewalt zum Gehorsam.

Er verstand es, seinen Besitz bedeutend zu erweitern und auszudehnen. Besonders lag ihm Grumsmühlen am Herzen. Da er sich durch den Besitz des Freigutes und Herrschaftssitzes zum Adel der Grafschaft rechnete und die Familie wirklich als adelig anerkannt wurde, so ließ er an dem Turm und an dem Tore sein Wappen anbringen, das bis zur Niederlegung des Turmes daran zu sehen war.

Um die Waldungen zu vergrößern, nahm er gewaltsam den Markgenossen ausgedehnte Zuschläge fort. Der Holtfester, dem das Aufsichtsrecht über die Zuschläge zustand, wurde gar nicht gefragt. Mulert wurde deshalb bei der Regierung verklagt, und in den Jahren 1575 und 1576 forderte die Rechenkammer in Holland den Holtfester auf, gegen den Drosten energisch vorzugehen, ebenso im Jahre 1577 der Generalschatzmeister und die Finanzräte in Brüssel. Trotz allem blieb der rücksichtslose Droste unbehelligt.

Ja, er suchte und erreichte jetzt noch mehr als vorher. In der Baccumer Mark legte er gewaltsam eine Schafweide an. Den Langenern nahm er weitere Zuschläge aus den Gehölzen fort und ließ auf ihrem Privateigentum Plaggen für seinen Gebrauch stechen. Besonders schadete er den Baccumer und Langener Weiden, indem er alles Wasser auf sein Gut Grumsmühlen leiten ließ. Durch die Bäche, die er für seine beiden Mühlen, die Putken- und Ölmühle benötigte, entzog er jenen das nötige Wasser und legte zu seinem Vorteil Deiche nieder.

Als Ernst Mulert um 1580 starb, folgte ihm sein gleichnamiger Sohn, sowohl im Besitze von Grumsmühlen, als auch im Drostenamt zu Lingen. Er war ebenso rücksichtslos und habgierig wie sein Vater. Nicht einmal die Armen und Dürftigen verschonte er. Im Jahre 1582 wurde gegen ihn die schwere Klage erhoben, "datt den armen leuden veele beschwerliche denste ihme (nämlich den Drosten Mulert) unnd aedere tho doene gedrungen werde."

Deshalb schritt man zwar in den Folgejahren energischer gegen Mulert ein, besonders 1589, als die Beamten auf dem Hölting die vorgebrachten Klagen untersuchten und die Witwe Mulerts zum Gegenbeweis innerhalb 14 Tagen aufforderten. Allein ein energisches Einschreiten blieb aus, und die Witwe Mulerts und ihr Sohn behielten Grumsmühlen in der bisherigen Ausdehnung.

Von Wichtigkeit für das Ansehen des Gutes Grumsmühlen und von größter Bedeutung für seine Ausdehnung war der Erwerb, den Ernst Mulert in Thuine machte. Als das uralte, ehemals der Abtei Corvey zehntpflichtige Haus Thuine um 1580 verkauft wurde, erwarb einen Teil des Gutes Herr zum Hange in Setlage, den anderen Teil erwarb Ernst Mulert auf Grumsmühlen, so daß damit beide das Patronatsrecht über die Pfarrkirche zu Thuine in Besetzung der Pfarrstelle erhielten. Für die Folge sollte dies von Bedeutung für das Gut Grumsmühlen werden, dessen Bewohner gewöhnlich in der Pfarrkirche zu Thuine, die nur eineinhalb Stunde entfernt lag, dem Gottesdienst beiwohnten. Die Familie Mulert besaß einen gesperrten Sitz im Chorgestühl, zu dem sie von Haus Thuine, gewöhnlich Burg genannt, einen Zugang besaßen. Bei Jagden pflegte Mulert auf der Thuiner Burg zu wohnen. Mit seiner Gemahlin Kunera von dem Kampe stiftete Ernst Mulert eine unter dem Pfarrer Christoph Middendorp im Jahre 1583 gegossene Glocke für die Thuiner Pfarrkirche. Die 112 cm im Durchmesser große Glocke trägt die Inschrift: Christoferus Middendorp Pastor in der Tune. Gerd to Catten, Hindrick Langenhorst, Johannes Hermen. A 1583. Jar godt mick Tepe, Otting dat is war."

In den neunziger Jahren war Ernst Mulert jun. auf der Höhe seiner Macht und seines Ansehens angelangt. Als Droste der Grafschaft Lingen hatte er seinen Hausbesitz gewaltig auszudehnen gewußt, freilich auf Kosten des armen, bedrückten Volkes, als Großgrund- und Herrschaftsbesitzer zählte er zum Adel und nannte sich Junker von Mulert.

Allein 1597 gingen Stadt und Land Lingen wieder in den Besitz der Oranier über. Wie lange Ernst Mulert jun. noch gelebt, steht nicht fest, doch soll er auf Grumsmühlen eines traurigen Todes gestorben sein. Noch heute geht die Sage, daß seine Frau, Kunera von dem Kampe, im Volksmunde Katharina von Kempen geheißen, als weiße Dame allnächtlich auf dem Gute Grumsmühlen umherwandle.

Seitdem ging Grumsmühlen bedeutend zurück, zumal der Nachfolger Ernst Mulerts im Besitze des Gutes, Dietrich Mulert, als Domherr zu Utrecht nur selten auf Grumsmühlen gewesen zu sein scheint.

In den Folgejahren drohte wegen des Dreißigjährigen Krieges Gefahr, daß ihm seine Rechte in Thuine genommen würden. Als im Jahre 1644 der Pfarrer zu Thuine, Johann Vissinck, gestorben war, beeilte Sich der Droste zu Lingen, Rüdiger von Haeresolte, dies an den Prinzen von Oranien zu berichten. Es wurde bestimmt, daß kein katholischer Priester, sondern ein reformierter Prediger Nachfolger in Thuine werden solle. Dagegen erhob Domherr Dietrich Mulert als Patronatsherr von Thuine Einspruch. In seiner Klageschrift erklärte er, daß ihm der Erzbischof von Köln schon 1613 das Patronatsrecht über die Thuiner Pfarrkirche und die dortige Küsterei übertragen habe, und zwar als förmliches Lehen. Als Rechtsnachfolger und Erbgesessener zu Grumsmühlen stehe ihm somit das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Thuiner Pfarrstelle zu. Er schlage deshalb dem Drosten Rüdiger von Haeresolte den Kaplan Heinrich Smedes zu Lingen als Pfarrer von Thuine vor.

Für die katholischen Bewohner Thuines und Grumsmühlens hing von dem Erfolge oder Mißerfolge des Domherrn alles ab, was sich auf ihr religiöses und kirchliches Leben bezog. Bei dem Mißerfolge bestand für sie die Gefahr, allmählich der reformierten Kirche zugeführt zu werden. Allein alle Bemühungen halfen nichts. Im Jahre 1648 wurde Everhard Deutgenius als Prediger in Thuine eingeführt.

Die Familie Mulert hat für Thuine und seine Kirche manches getan. Noch wenige Jahre zuvor, ehe Domherr Mulert trotz aller Anstrengungen sein Recht auf die Thuiner Pfarrkirche verlor, stiftete er eine Glocke für die Kirche, wie es seine Vorfahren auch getan.

Wann Domherr Mulert seine Rechte auf Grumsmühlen an den Junker Ernst Glaw übertrug, wissen wir nicht, auch nicht, ob dieser mit der Familie Mulert verwandt war. Jedenfalls wurde auch er gewöhnlich Mulert genannt.

Zwei Jahrzehnte hauste Glaw auf Grumsmühlen und bemühte sich, sein Besitztum auszudehnen. Besonders bewarb er sich um die Genehmigung, in der Lingener Mark eine zweite Mühle anzulegen, die nicht so leicht zu erlangen war, da die Regierung der Grafschaft alle Mühlen anzukaufen und zu monopolisieren suchte. Dennoch erhielt er die Genehmigung gegen die Verpflichtung, eine feste und gute Brücke, die für die Überführung von Wagen, Vieh und Menschen geeignet sei, in Stand zu halten. Höchstwahrscheinlich haben wir hierin die Genehmigung zur Errichtung der heute noch bestehenden Putkenmühle zu suchen.

Bald danach verlor die Familie Mulert, die wegen des Besitzes des Freigutes als adelig galt, ihre Rechte auf Grumsmühlen und damit auch das Recht, sich zu den Junkern zu zählen.

In der Pfarrkirche zu Thuine ist bis heute unter dem Hochaltar die Grabstätte der Familie Mulert erhalten. Zwei prachtvoll ausgehauene große Grabplatten, reich mit Wappen verziert und ringsum mit Inschriften versehen, geben Kunde von dem Adel und Reichtum der

Familie. Leider ist ein Teil der Grabplatten vom Hochaltar verdeckt.



Grumsmühlen im Besitze der Familie von Böselager
(ca. 1665 bis 1905)

Leider vermögen wir nicht die genaue Zeit des Übergangs Grumsmühlens in den Besitz der Familie Böselager auf Eggermühlen anzugeben. Sicher ist, daß dem Sohne des Ankäufers, Wolfgang von Böselager, bereits im Jahre 1680 durch eine am 13. Februar vom Prinzen von Oranien ausgestellte Urkunde alle landständischen Vorrechte, die Mitgliedschaft der Landesritterschaft und alle sonstigen Privilegien verliehen wurden. Ausdrücklich wird in der Urkunde erklärt, daß dem Baron von Böselager diese Vorrechte eben wegen des Besitzes von Grumsmühlen zugestanden werden. Damit war Grumsmühlen von dem Landesherrn als Rittergut anerkannt, was ja in früherer Zeit stets den Adel des Besitzers zur Voraussetzung hatte.

Der erbliche Statthalter der Niederlande, Prinz Wilhelm Heinrich von Oranien, erließ am 2. Juni 1764 den Befehl, daß alle katholischen Geistlichen in der Grafschaft innerhalb drei Stunden die Kirchen, Schulen und Pfarrhäuser den Protestanten zu überlassen hätten und die Schlüssel abliefern müßten. Wer sich weigere, solle mit 200 Goldgulden Strafe belegt werden. Als man nun auch die Schlüssel der Pfarrkirche zu Thuine verlangte, protestierte in ganz entschiedener Weise der Besitzer von Grumsmühlen, Freiherr von Böselager, als Patronatsherr der Kirche dagegen. Freilich waren die Bemühungen Böselagers, die Pfarrkirche zu Thuine dem Katholizismus zu retten, erfolglos.

Unter den folgenden Besitzern Grumsmühlens aus der Familie von Böselager zeichneten sich ebenfalls mehrere als eifrige Verfechter und Förderer des Katholizismus aus. So wissen wir von Kaspar Heinrich von Böselager, der 1753 auf Grumsmühlen wohnte und auch noch im Jahre 1755 erwähnt wird, daß er rastlos tätig war, um auch katholischen Schullehrern das Recht zum Unterricht innerhalb der Grafschaft zu erwirken. Auch Max Friedrich von Böselager, der 1816 Landdroste zu Fürstenau war, machte sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts hochverdient um die Verteidigung des katholischen Schulwesens im Lingenschen. Die Grafschaft war am 27. Dezember 1815 aus preußischem Besitz an Hannover übergegangen. Mit der Verwaltung der politischen Verhältnisse in der Grafschaft betraute der König von Hannover den genannten Landdrosten von Fürstenau, der dadurch eine ganz bedeutende Stellung erhielt und als Spezialkommissar der Regierung seinen Sitz im Regierungsgebäude in Lingen nahm.

Sein Nachfolger als Besitzer von Grumsmühlen wurde Klemens von Böselager, der auch nur ein paar Jahre auf Grumsmühlen wohnte und dann nach Eggermühlen übersiedelte. Max von Böselager heiratete auf Grumsmühlen im Jahre 1868, zog aber auch nach dem Tode seines Vaters nach Eggermühlen. Bei der Erbteilung erhielt Ferdinand von Böselager, Amtsrichter zu Verden, das Rittergut Grumsmühlen, verkaufte es aber im Jahre 1898 an seinen Bruder Fritz von Böselager.

Unter diesem wurde die romantisch gelegene Kapelle gegenüber dem Herrschaftshause im gleichen Jahre 1898 gebaut. Sie erwies sich gewissermaßen als Notwendigkeit für die Bauerschaften der Umgegend, die bis zu ihrer Pfarrkirche einen Weg von fast zwei Stunden zu machen hatten. So leisteten denn die Bauern der Umgegend beim Bau der Kapelle freudig und unentgeltlich Hand- und Spanndienste, ebenso die Zimmerarbeiten. Anfänglich versahen allsonntäglich die Patres aus Meppen den Gottesdienst, bis im Jahre 1902 als erster Geistlicher Kaplan Quaing seine Wohnung auf dem Gute nahm. Nun konnte das Allerheiligste ständig in der Kapelle sein.

Im Jahre 1905 ging das Rittergut Grumsmühlen, nachdem es zweieinhalb Jahrhunderte im Besitze der Familie von Böselager gewesen, durch Kauf in den Besitz des Fabrikanten Carl Nolte über. Es erstanden die schmucken, blendendweißen Ökonomiegebäude, die den großen, stattlichen Hof umsäumen. In Wald und Feld, Weide und Wiese zeigten sich die enormen Fortschritte in der Bewirtschaftung des Gutes. Die kleinen Kämpe verschwanden, statt ihrer boten sich die abwechselungsreichsten Durchblicke und Fernsichten auf ausgedehnte Weiden und Kornfelder. 1923 kaufte Prinz Anton von Croy das Gut, in dessen Besitz es heute noch ist.

Mehr als ehedem kann heute Grumsmühlen mit seinen lauschigen, verschwiegenen Waldwegen und Anlagen, Teichen und Mühlen, Wiesengründen und Waldungen als ein Herrschaftssitz gelten, der sowohl wegen seiner Anmut und herrlichen Lage, als auch im Rückblick auf seine bald vierhundertjährige wechselvolle Geschichte sich mit jedem Rittergute messen kann. Es webt sich ein eigenartiger, romantischer Zauber um das Herrschaftsgut, das wie ein friedlich träumendes Kind am Busen der Mutter ruht, ungestört von Straßenlärm und Maschinengetöse, ein tiefsten Frieden atmendes Idyll.



Nach Groteken:
"Das alte Rittergut Grumsmühlen in seiner geschichtlichen Entwicklung."
Verlag R. van Acken 1913



Quelle:
Unsere Heimat Heft 9 - Ritter- und Edelsitze unserer Heimat, Verlag R. van Acken, Lingen / Ems 1954,
                      S. 408 - 414


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück