Das Wappen von Lengerich


Gemeinde Lengerich


Ein Entwurf von Robert Maue und Michael Merscher

Lengerich, im März 1997





Inhalt:
  • Autoren
  • Vorwort
  • 1 - Definition des Wortes "Wappen"
  • 2 - Die gesetzliche Grundlage zur Führung eines Gemeindewappens
  • 3 - Geschichtlicher Überblick der Gemeinde Lengerich
  • 4 - Darstellung des Wappens in seiner Gesamtansicht mit Blasonierung
  • 5 - Darstellung des Wappens in seinen Teilansichten
      - 5.1 Der Bogenbalken
      - 5.2 Das Kreuz
      - 5.3 Die Ähre
      - 5.4 Das Mühlrad
  • Schlußwort




  • Autoren

    Robert Maue
    Am Ostrum 2
    49838 Lengerich

    Michael Merscher
    Zum Lindert 3
    49838 Lengerich




    Vorwort

    Schon immer besaß der Mensch Abzeichen und Monogramme, um Geschlechter und Gemeinschaften voneinander zu unterscheiden. Wappen, wie man sie heute kennt, entstanden als Abzeichen, als die Ritterausrüstungen den Träger für Freund und Feind unerkennbar machten. Nachdem vermutlich die vornehmsten Häuser die ersten Wappen führten, unterscheidet man heute Familien-, Staats- und Stadt- bzw. Gemeindewappen.

    So kam schon seit langem die Frage in der Gemeinde Lengerich auf, ein eigenes Wappen zu erstellen. Zunächst wurde vom Heraldiker Ulf-Dietrich Korn aus Münster/Westfalen im Jahre 1975 ein Wappen für die Samtgemeinde Lengerich entworfen und genehmigt. Einen neuen Anstoß fand die Erstellung eines Gemeindewappens, als der Rat der Gemeinde in jüngster Zeit beschloß, die Bürger an der Gestaltung mitarbeiten zu lassen.

    Mit diesem Entwurf möchten auch wir einen kleinen Beitrag zur aktiven Mitgestaltung in der Gemeinde Lengerich geben. Nach einer gründlichen Heimatforschung, die wir in unzähligen Stunden mit dem Lesen der Literatur über die Ursprünge der Gemeinde Lengerich betrieben, entstand schließlich die Idee, nicht nur einen blanken Entwurf des Wappens einzureichen. Wir haben uns vielmehr entschlossen, unseren Entwurf mit kurzen Beschreibungen der geschichtlichen Hintergründe auszugestalten.

    Wir hoffen, daß wir mit diesem Werk nicht nur das Wappen von Lengerich präsentieren, sondern auch allen Freunden der Heimatkunde einige interessante Informationen vermitteln können.





    1 - Definition des Wortes "Wappen"

    Wappen, (zu mitteldeutsch: wapen = Waffe, Schildzeichen) ist ein farbiges Abzeichen, das eine Person, eine Familie, Körperschaft oder Institution repräsentiert und nach den Regeln der Heraldik (Wappenkunde) gestaltet sein soll. Der Wappenbrauch kam im 12. Jahrhundert beim Rittertum in West- und Mitteleuropa auf zur Kennzeichnung der Waffenführenden und ihrer Familien. Das erste bekannte Wappen fertigte sich 1127 der Graf Gottfried V. von Anjou. Als sich im 13. Jahrhundert das Wappen als Persönlichkeits-, Eigentums- und Hoheitszeichen durchgesetzt hatte, begannen auch die Kirchen und Klöster auf zugehörigen Geräten Wappen anzubringen. Wappen oder Teile davon verwendet man auch in Siegelstempeln, die als Erkennungs- und Beglaubigungszeichen dienen. 1)


    1) Quelle: Georg Schwaiger "Mönchtum, Orden, Klöster - Ein Lexikon", 1994




    2 - Die gesetzliche Grundlage zur Führung eines Gemeindewappens

    » Die Berechtigung zur Führung eines Wappens hat jedes Gemeindewesen.

    Ein rechtlicher Gebrauch eines Wappens liegt vor, wenn es zu rechtsgeschäftlichen Beurkundungen verwendet wird. Dieses Recht wurde durch die Deutsche Gemeindeordnung (DGO), Reichsgesetzblatt vom 30. Januar 1935, Teil 1, Nr. 26, neu geregelt. Die Deutsche Gemeindeordnung bildet auch die Basis für die einschlägigen Anordnungen im Bundesland Niedersachsen. Auch die von der Militärregierung genehmigte und erlassene Verordnung des Oberpräsidenten von Hannover vom 5. Dezember 1945 fundiert das Recht auf die Führung eines Gemeindewappens. Der Gemeinderat beschließt gemäß §45, Ziffer 2 NGO, über die Annahme von Wappen und Flagge. Nach §15 NGO bedarf der Beschluß aber der Genehmigung des Ministers des Innern. Die Zuständigkeit des Ministers des Innern wurde durch Runderlaß vom 19. Mai 1958 (Nds. MABl. S. 400) auf die Regierungspräsidenten bzw. Präsidenten der Verwaltungsbezirke Braunschweig und Oldenburg i.O. übertragen. Das Mitwirken der Staatsarchive zur Begutachtung eines neuen oder eines zu ändernden Wappens wurde durch den Runderlaß der Staatskanzlei Hannover vom 2. Juni 1958 (Nds. MABl. S. 398) festgelegt. Dieses wurde erstmalig in der Nieders. Gemeindeordnung vom 4. März 1955 (GVBl. S. 55) und in ihren Ausführungsbestimmungen, die sich weitgehend an jene zur DGO ergangene anschließen, neu verankert. 1« 1)


    1) Hanns Fettweis "Die Wappen der Städte, Gemeinden und Altkreise des Emslandes", 1989




    3 - Geschichtlicher Überblick der Gemeinde Lengerich

    Lengerich liegt an den Ausläufern des Teutoburger Waldes und grenzt im Norden an die Hasetalniederung. Wann sich hier die ersten Menschen angesiedelt haben, liegt im dunkeln. Daß aber schon vor fast 2000 Jahren hier die ersten Menschen gelebt haben müssen, beweist der Lengericher Goldfund aus dem Jahre 1847. Unter drei Findlingen lagen Silbermünzen und Schmuck aus der römischen Herrschaft in der Zeit von 100 bis 350 n. Chr. verborgen.

    In altsächsicher Zeit gehörte das Gebiet der heutigen Gemeinde der Mark Sachslingen im Venkigau an1). Für die Entwicklung des Venkigaues waren zwei auswärtige Klöster ausschlaggebend: Das Benediktinerkloster Werden an der Ruhr und das Kloster Corvey an der Weser. Sie entwickelten sich zu den bedeutendsten Grundbesitzern unserer Region2). Zwei Werdener Heberollen von 890 nennen bereits einige Ortschaften im heutigen südlichen Emsland. Um das Jahr 1000 zeigt eine Schenkungsurkunde3), daß Corvey auf einem Wiesengrundstück einen Rinderhirten ansetzt. Zur gleichen Zeit erscheint im Corveyer Güterverzeichnis Ejo in Sudwie (Sudderweh = Südweide), der an den Abt abgabenpflichtig war4).

    Wenn auch keine Urkunden vorliegen, wird die Gründung der Kirche und Pfarre um 850 vom Edlingshof ausgegangen sein. Im Jahre 1269 gelangt der Hof durch Tausch aus dem Besitz des edlen Ritters Bernhard von Ahaus an das Kloster Werden5) .

    Die wirtschaftliche Lage der Bauernbevölkerung hat sich in der Zeit von 1450 bis 1500 gehoben, so daß einige Höfe ihren Besitz mehrten. Nach 1500 bestimmen die Ambitionen auswertiger Mächte die Geschicke des Dorfes. Viel Leid und Lasten brachten die Kriegszüge, die in der Missale von Pastor Lubbertius aufgeführt sind6). 1550 weist die "Beschrivinge" die Besitzverhältnisse der Grafschaft Lingen auf, aus der man ersehen kann, daß vorwiegend Landwirtschaft betrieben wird. Es sind vier Mühlen aufgezeichnet. Ebenfalls 1550 wird eine Schule genannt, dessen Schullehrer Bernardus war7) .

    Im Sommer des Jahres 1605 brach die Pest in der Grafschaft Lingen aus. Lengerich wurde von ihr 1607 heimgesucht, so daß sie fast täglich vier bis sieben Menschenleben forderte und insgesamt ungefähr 300 Menschen starben, wie es einer Nachricht in einer alten Missale zu entnehmen ist8).

    Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1618 standen Plünderungen und Brandstiftungen im Vordergrund. Auch war diese Zeit die Zeit der Glaubenskriege. So wurde den Katholiken die Ausübung ihres Glaubens 1673 von den Oraniern vollständig verboten. Sie waren gezwungen, sich jenseits der Landesgrenzen Notkirchen zu errichten. Die Lengericher feierten ihren Gottesdienst von 1715 bis 1718 in einer Notkirche im Lotter Feld.

    Unter den Preußen wird auch die wirtschaftliche Lage besser. So ist 1799 von einem berühmten Flachsmarkt die Rede. 1812 zählt Lengerich mit den umliegenden Gemeinden 4590 Einwohner.

    In der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Hollandgängerei immense Ausmaße an. Jeder dritte arbeitsfähige Mann ging damals zur Saisonarbeit in die Niederlande. Der Holländerweg und das Holländerpütt (Rastplatz) zeugen noch davon. Die Apotheke wurde im Jahre 1830 angelegt. Am 17. Mai 1846 verkehrt die erste königliche Postverbindung Lingen - Quakenbrück über Lengerich. Am 2. Juni 1849 erhob sich über Lengerich ein Hagelgewitter, deren Hagelkörner überwiegend 1 Zoll Durchmesser hatten. Außerdem wird in diesem Jahre die Mobiliarbrandversicherung auf Gegenseitigkeit ins Leben gerufen. Aufgrund von Stiftungen erfolgte 1861 die Gründung eines Krankenhauses. 1869 begann der Neubau der katholischen Kirche, die am 18. November 1873 eingeweiht wurde.

    Um die wirtschaftlichen und sozialen Belange des Ortes zu fördern, wird 1882 der Lengericher Brandentschädigungsverein, 1884 die Raiffeisenbank und 1887 eine Molkereigenossenschaft gegründet9).

    In das Eisenbahnzeitalter tritt Lengerich im Jahre 1904, als die Kleinbahnstrecke Lingen - Berge - Quakenbrück fertiggestellt ist.

    Der erste Weltkrieg brachte erneut eine Misere, die ihren Höhepunkt 1923 mit der Inflation fand. Im Jahre 1928 wurde die Kanalisation im Dorfe durchgeführt und eine freiwillige Feuerwehr organisiert.

    Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 endete mit dem zweiten Weltkrieg, der für die Familien Tod und Leid bedeutete.

    Forciert durch die Anfang der 50er Jahre einsetzende Emslanderschließung vollzog sich innerhalb weniger Jahre ein grundlegender Wandel in den Lebens- und Arbeitsverhältnissen. Der Ausbau der Infrastruktur und die Flurbereinigung stellten die Landwirtschaft auf eine neue Grundlage.

    Statt der Heuerhäuser gehören neue Siedlungen und Erschließungsprojekte zum Bild der Dörfer. 1960 schlossen sich Lengerich-Bauerschaft und Lengerich-Dorf zu einer Gemeinde zusammen. 1974 bildete sich die Samtgemeinde Lengerich mit den Mitgliedsgemeinden Gersten, Handrup, Langen, Wettrup und Bawinkel10).

    In den 80er Jahren entwickelte sich die Gemeinde Lengerich zu einer Wohngemeinde. Von 1982 - 1986 wurde mit einem Finanzaufwand von ungefähr vier Millionen DM die katholische Kirche saniert. Anfang der 90er Jahre wurde ein neuer Kindergarten mit Pfarrheim erstellt, so daß die Kirchengemeinde über ein zentrales Pfarrzentrum verfügt. Für die Freizeitgestaltung hält die Gemeinde eine Sport- und Schwimmhalle, sowie eine Freisportanlage bereit.

    Der Sportverein verfügt über ein breitgefächertes Angebot von Sportabteilungen. Im neu erschlossenen Gewerbegebiet haben sich eigenständige Handwerks- und Produktionsbetriebe für die Versorgung der Bevölkerung - auch über den heimischen Raum hinaus - angesiedelt.


    1) Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil I, 1910, Seite 38ff
    2) Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil I, 1910, Seite 110ff
    3) Osnabr. Urk. B. I. 62
    4) Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil II, 1910, Seite 182
    5) Bernhard Anton Goldschmidt "Geschichte der Grafschaft Lingen", 1850, Urkunde Nr. 1, Seite 565
    6) entnommen aus dem Pfarrarchiv Lengerich
    7) Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil II, 1910, Seite 207
    8) Bernhard Anton Goldschmidt "Geschichte der Grafschaft Lingen", 1850, Seite 90
    9) Pastor Hermann Meier "Einzelne Bilder aus der Geschichte Lengerichs", 1935, Seite 31ff
    10) Quelle: Josef Grave "Rings um Freren und Lengerich, Schapen und Lünne", Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes, Band 40, 1994




    4 - Darstellung des Wappens in seiner Gesamtansicht mit Blasonierung

    Wappenbeschreibung

    In blauem Feld ein aufwärts gerichteter goldener Bogenbalken, begleitet oben von einer goldenen Ähre, rechts überhöht von einem goldenen Kreuz. Unterhalb des Balkens ein goldenes Mühlrad.

    Wappenbegründung (Blasonierung)

    Der Bogenbalken steht für einen Wall und symbolisiert den Namensanhang "auf der Wallage" der Gemeinde Lengerich.

    Das Kreuz versinnbildlicht das alte Kirchspiel Lengerich und bezieht sich auf die Zugehörigkeit zur Samtgemeinde Lengerich, in deren Wappen es steht. Die Ähre symbolisiert die in der Gemeinde vorherrschende Landwirtschaft, speziell den Getreideanbau. Gleichzeitig stehen Kreuz und Ähre für die beiden ehemaligen Gemeinden Lengerich-Dorf und Lengerich-Bauerschaft, aus denen die Gemeinde Lengerich durch Zusammenschluß im Jahre 1960 entstanden ist.

    Das Mühlrad ist der Ramingsmühle entnommen, einem Wahrzeichen der Gemeinde. Es steht stellvertretend für die in früherer Zeit reichlich vorhandenen Wind- und Wassermühlen.

    Die Tinkturen Blau-Gold sind die des ehemaligen Landkreises Lingen und der ehemaligen Niedergrafschaft Lingen.





    5 - Darstellung des Wappens in seinen Teilansichten


    5.1 Der Bogenbalken

    In der Blasonierung wurde bereits erwähnt, daß der Bogenbalken des Wappens den Namensanhang "auf der Wallage" der Gemeinde Lengerich symbolisiert.

    Ludwig Schriever erläutert diesen Namen wie folgt:
    »Seit alter Zeit führt das Kirchspiel, insbesondere das Dorf, den Namen Lengerich an der Wallage (später: "Lengerich auf der Wallage"). Die Schreibart ist Waleghen 1241, Wallaache 1278, Wallage 1279, im 14. Jahrhundert Wallaghe. Die Deutung ist verschieden ausgefallen. Man hat in der Wallage ein kleines Flüßchen finden wollen, das bereits ausgetrocknet sei, und dabei vielleicht an wal (Aufwallen einer Flüssigkeit) und ach - ahe - aqua gedacht. Man hat auch das Wort als "wohl gelegene Gegend" (wal wohl und lage) deuten wollen. Aber auch das ist willkürlich. Diese Deutungen würden nie Veranlassungen gegeben haben, die Lage eines Dorfes auf eine weite Umgebung hin, die sich über ganz Westfalen im weitesten Sinne erstreckt, zu bestimmen. Es muß vielmehr etwas ganz Markantes und Bedeutsames die Ursache gewesen sein, Lengerich so zu bezeichnen, und dies Besondere und Auffällige kann ich nur in dem Wallhagen finden, der sich hinter Lengerich erstreckt hat. In den ältesten Zeiten wurde die Scheidung zwischen dem Venkigau und dem Gau Agrotingon ... durch die Moore angegeben. Als aber die Moore durch Abwässerung einschrumpften, das Vieh immer größere Weideplätze erforderte, da warf man Dämme zur Bezeichnung der Landesgrenzen auf - Wall bedeutet jeden Erdaufwurf, einen Erddamm. Dieser Erddamm wurde, um ihn vor Abbröckeln zu schützen, mit Strauchwerk bepflanzt, und so entstand der Wallhagen, denn Hagen bedeutet eine Einfriedung mit Buschwerk. Daher auch die Namen für das Strauchwerk, welches man auf die Wälle pflanzte, wie hagedorn und hagebusch (Dorngesträuch), hageboke (Hainbuche), hagewopeken (Hagebutte), hagebottenbom und hanbottenbom (cornus), hagenbiete (rhamnus, Judendorn). Dieser Wallhagen war aber 1532 schon so zerfallen, daß er für die Auffindung der Landesgrenze keine sicheren Anhaltspunkte mehr bot. Man hatte in der Zeit an gewissen Punkten Steine (schedelsten) und Holzstämme (piller) eingegraben. Aber auch diese waren zum Teil aus der Lage geraten. Daher fand sich der Droste Erevest Berendt von Wüllen 1532 genötigt, ein Zeugenverhör über die Landesgrenzen anzustellen. In diesem Zeugenverhör ist wiederholt von einem Hagen die Rede, "dar sich Münster und Osnabrugh grundt schedet". Dieser Wallhagen hatte seine Fortsetzung zwischen der Grafschaft Lingen und dem Gebiet von Meppen und über alle diese Punkte erstreckte sich das Zeugenverhör. Es bleibt also dabei, daß im Mittelalter ein solcher Wallhagen existiert und daß von demselben Lengerich seine Bezeichnung empfangen habe.«1)


    1) Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil II, 1910, Seite 221f




    5.2 Das Kreuz

    In der Heraldik ist das Kreuz eines der ältesten Zeichen. Dieses Zeichen bildet sich aus zwei sich überschneidenden Balken. Durch die Kreuzigung Christi wurde es Sinnbild für die Christen. Das im Wappen dargestellte griechische Kreuz hat die Form des Kreuzes, das der hl. Benedikt, der Patron der katholischen Kirche, getragen hat. Dieses Kreuz versinnbildlicht somit das alte Kirchspiel Lengerich.

    Daß es eine Kirche in Lengerich bereits um 850 gegeben haben muß, wurde bereits im geschichtlichen Überblick erwähnt. Urkundlich tritt die Kirche jedoch erst im Jahre 1269 auf, indem der Ritter Bernard von Ahaus den Besitz mit der Abtei Werden tauscht. Hierbei kommt auch das Patronatsrecht in Erwähnung: Der Kirchenpatron ist der hl. Benediktus. Doch dieses Patronat hat seinen Ursprung nicht bei den Werdener Mönchen, da die Abtei Werden durch den Tausch ja erst 1269 eine engere Beziehung zu Lengerich aufbaute. Die ersten Glaubensboten waren fast sämtlich Benediktiner, so daß das Patronat vielmehr hierauf zurückzuführen ist.

    Die erste Kirche wurde auf den Gründen des Salhofes erbaut. Die damals katholische, heute reformierte Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts unter Pastor Nikolaus von Loen gebaut. Die Jahreszahl "1538", welche in einer vermauerten Schallöffnung des Turmes steht, läßt auf eine Erneuerung schließen, da der Turm durch Blitzschlag eingeäschert wurde.

    1598 fällt der gesamte katholische Kirchenbesitz in die Hände der Reformierten. Die Feier des katholischen Gottesdienstes wurde nach einigen Jahren der Duldung im Jahre 1673 schließlich vollständig verboten. Daraufhin errichteten die Lengericher im Jahre 1715 ein eigenes Gotteshaus an der Landesgrenze. Nachdem die Erlaubnis errungen war, innerhalb der Gemeinde wieder beschränkten Gottesdienst halten zu dürfen, wurde eine Fachwerkkirche auf dem Ostrum (Osterum) gebaut.

    Als 1815 auf dem Wiener Kongreß die Gleichheit aller christlichen Religionen ausgesprochen war, erhielten die Katholiken ihre Religionsfreiheit zurück und feierten noch im selben Jahr eine Fronleichnamsprozession. Die Gemeinde erhielt jedoch nicht ihre alte katholische Kirche und das Pfarrhaus zurück.

    Im Jahre 1867 wurde deshalb mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche begonnen. Die Konsekration dieser im gotischen Stil erbauten Kirche wurde am

    18. November 1873 vollzogen. Diese Kirche dient seitdem der St. Benedikt-Kirchengemeinde zur Feier ihrer Gottesdienste.

    Die Grenzen des Kirchspiels von Lengerich wurden Anfang des 18. Jahrhunderts wie folgt beschrieben: »Sie gehen an den Bawinkler Grenzen hinter der Bauerschaft Langen her bei der Grumsmühle, vorbei an der weißen Rieden bis zur Münnigbüren hinter dem schwarzen Poel, hinter der Abdeckerei zwischen Thuine und Lengerich, hinter Suderwehe an der Frerener Sundern, dann an den Fensterbergen hinter dem Roterdeich vor der Osnabrückischen Bauerschaft Vehtel durch Wettrup und so nach den Haselünner Grenzen, wo ein Pfahl steht.« In diesem Gebiet wohnten im Jahre 1816 insgesamt 4787 Einwohner, darunter 122 Reformierte, 36 Lutheraner und 3 Juden. Das Zentrum dieses Kirchspiels stellte die Pfarrkirche St. Benedikt in Lengerich dar.1)


    1) Quelle: Ludwig Schriever "Geschichte des Kreises Lingen", Teil II, 1910, Seite 221f




    5.3 Die Ähre

    Die Ähre soll die enge Beziehung der Gemeinde Lengerich zur Landwirtschaft darstellen. Daß in Lengerich seit jeher Landwirtschaft betrieben wurde, zeigt die Ansiedlung der Höfe um die Esche des Dorfes. Aus dieser Ansiedlung entstanden Bauernschaften. Als erstes entwickelte sich die Dorfbauerschaft, bei der die Menschen ihre Wohnungen um den Haupthof (Salhof) anlegten und später Handel und Gewerbe betrieben.

    Im Umland der Dorfbauerschaft siedelten sich weitere Bauerschaften an, die im folgenden näher beschrieben werden.

    Der "Raming" ist der Ort, wo die Widder weiden und weist auf die Zeit hin, in der die Viehwirtschaft noch nicht durch die Ackerwirtschaft beschränkt wurde.

    Das Grundwort "Lage" finden wir im Namen "Lagerhoek". Diese Ortsbezeichnung bedeutet eine baumlose, für die Kultur passende Flur auf ebener Fläche. Ähnliches gilt für den "Berlagenhoek" (Berlage = "breite Lage").

    Über den "Völkernhoek" verfügen die beiden Völkerhöfe über eine ganze Reihe Urkunden. So hat der Hof Mengering (heute Völker-Gerd) im Mittelalter Jagdfreiheit besessen.

    Der Bauerschaftsteil "Uttrup" (Uptrup) deutet auf ein hochgelegenes Dorf, das sich aus den Höfen ergibt, die sich um den Esch Lindert angesiedelt haben. In diesem Uptrup lag "Kreyenribbe", ein Gut, welches laut Landvermessung im Jahre 1618 eine Größe von 102 Scheffelsaat hatte. Das Gut hatte neben dem Salhof die Jagdgerechtigkeit in Lengerich. Das Wohngebäude ist Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen worden.

    Geschichtliche Bedeutung hat aber auch die Bauerschaft "Sudderweh" (Suderwie, Suderwihi, Suderwehe = Südweide). Im Register der Einkünfte vom Kloster Corvey wird um das Jahr 1000 Ejo, der Rinderhirte, genannt. Desweiteren muß davon ausgegangen werden, daß sich an dem Orte, an dem 1847 der Goldfund entdeckt wurde, eine Gerichtsstätte befand.

    Auf dem "Peddenhoek" waren viele Brinksitzerstellen angelegt. Ein dort befindlicher Hof wird dieser Bauerschaft ihren Namen gegeben haben.

    Diese Bauerschaften gehörten in der damaligen Zeit zur Gemeinde Lengerich-Bauerschaft, die - wie bereits in der Blasonierung erwähnt - 1960 mit der Gemeinde Lengerich-Dorf zur Gemeinde Lengerich vereint wurde.1)


    1) Quelle: Pastor Hermann Meier "Die Flurnamen von Dorf und Bauerschaft Lengerich", 1935




    5.4 Das Mühlrad

    Mit den Naturkräften Wind und Wasser versuchten die Menschen Jahrhunderte lang, ihre Mühlen zu betreiben, um damit ihr Korn zu mahlen. In Lengerich gab es eine ganze Reihe an Wind- und Wassermühlen: Zwei Wassermühlen in Hestrup, die Wassermühlen Raming und Berlage, eine Windmühle auf dem Tachelberg und zwei Windmühlen auf dem Esch "Lohne".

    Die Wassermühle Raming ist bis heute - dank Restaurierung - erhalten geblieben und gilt als eines der Wahrzeichen der Gemeinde Lengerich. Auf der Schützenvereinsfahne des Schützenvereins "Lengerich-Bauerschaft" ist die Mühle ebenfalls abgebildet.

    Die Ramingsmühle weist an der Außenwand die Jahreszahl "1711" auf, die wohl auf das Jahr einer grundlegenden Renovierung deuten läßt. Die "Beschrivinge des Ampts un de Graveschap Lingen" nennt die Mühle bereits 1550. Es handelt sich um eine Privatmühle, die oberschlächtig angetrieben wird. Zwei Mühlsteine mit der Jahreszahl "1615" und einer Hausmarke sind heute noch vorhanden.

    1691 vertieft Geert Ramnick den Graben zur Mühle, um damit mehr Wasser auf seine Mühle zu leiten. Etwas später ertrinkt darin eine Kuh.

    Ein zweites Wasserrad für eine Walkmühle legt Tobyas Ramyng 1756 an. Als im Jahre 1803 ein neuer Mahlgang eingerichtet wurde, ohne vorher die Erlaubnis eingeholt zu haben, wurde derselbe polizeilich entfernt. 1826 zählt die Mühle 150 Mahlgäste. Während das Ölschlagen 1910 eingestellt wurde, blieben die Einrichtungen zum Kornmahlen funktionstüchtig bestehen und zwar bis zum Jahre 1961.

    1964/65 fand durch den Landkreis Lingen eine Renovierung statt. 15 Jahre später erfolgte eine erneute Überholung durch den Heimatverein Lengerich, der daraufhin die Mühle in seine Obhut nahm. Weitere Pflegearbeiten an der Mühle und um diese herum führt jährlich der Fastabend Raminghoek durch.

    1995 legte die katholische Landjugend neue Wanderwege an und führte notwendige Forstarbeiten durch. Mit Unterstützung des Amtes für Agrarstruktur konnte der Mühlenteich neu ausgebaggert werden, um ihn vor einer Verschlickung zu retten. Somit ist die Ramingsmühle ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste aus nah und fern.1)


    1) Quelle: Walter Tenfelde "Die Mühlen im ehemaligen Landkreis Lingen", 1985




    Schlußwort

    Zum Schluß möchten wir allen, die uns bei der Fertigstellung dieses Entwurfs unterstützt haben, ein Wort des Dankes sagen.

    Insbesondere möchten wir Herrn Pfr. Franz Groteschulte danken, der uns bei den Recherchen über das alte Kirchspiel Lengerich hilfreich war.

    Weiterhin danken wir Herrn Studienrat Hermann Jansen, der freundlicherweise die Korrekturlesung übernahm.



    "Möge das Werk der Gemeinde dienen und unsere Treue und Verbundenheit zur Heimat stärken."



    Quelle: Maue, Robert und Merscher, Michael: Das Wappen der Gemeinde Lengerich, Lengerich 1998

    Quelle: www.heimatarchiv.de zurück