Der dreißjährige Krieg


Dodo von Inn-und Knyphausen

Konributionen und Ernährungslage im Emsland

Die Leiden der Bevölkerung

Ergebnisse


Einführung

350 Jahre Westfälischer Friede - ein historisches Datum, das in den benachbarten Städten Osnabrück und Münster mit vielen Vorträgen, Ausstellungen und Festveranstaltungen gefeiert wird.Was lag also bei der Suche nach einem historischen Thema für die Projekttage näher, als den Blick auf die eigene Region zu richten und Voraussetzungen, Ereignisse und Folgen des dreißigjährigen Krieges im heimischen Umfeld zu untersuchen. Zwar fanden die großen militärischen Auseinandersetzungen nicht im emsländischen Raum statt; dennoch hatte die Bevölkerung unter vielerlei Beschwernissen zu leiden. Zunächst beschäftigten sich die Schüler mit der Verfassung des Niederstifts Münster, zu dem neben Wildeshausen, Vechta und Cloppenburg das Amt Meppen gehörte; eine Besonderheit war, dass die geistliche Herrschaft beim Bischof in Osnabrück, die weltliche hingegen beim Fürstbischof Ferdinand in Münster lag. Das Wirken der Jesuiten in der Phase der Rekatholisierung wird ebenso dokumentiert wie die soziale und wirtschaftliche Situation vor Ausbruch des Krieges. Die Kriegsereignisse bilden den nächsten Block, exemplarisch dargestellt an dem in schwedischen Diensten stehenden Feldherrn Dodo von Inn- und Knyphausen, der - 1633 mit Meppen belehnt - in der Schlacht bei Haverbeck (zwischen Haselünne und Bawinkel gelegen, der genaue Ort ist nicht bekannt) ums Leben kam. Beschwerdebriefe erlauben einen Einblick in die Belastungen, die die städtische Bevölkerung in Meppen und Haselünne in Form von Kontributionen und Einquartierungen zu tragen hatte. Am Schluß steht der Westfälische Friede in seiner Bedeutung für die deutsche und europäische Entwicklung. In diesem Auszug aus der Projektarbeit die knapp 20 Seiten umfasst und eine Reihe von Quellen enthält, wird abgehoben auf eine für das Amt Meppen wichtige Persönlichkeit und auf die Beschwernisse, die die Menschen zur damaligen Zeit zu tragen hatten.
nach oben

Dodo von Inn- und Knyphausen in Meppen

Der ostfriesische Adelige Dodo von Inn- und Knyphausen , geboren am 22. Juni 1583 auf Schloss Lütetsburg bei Norden, eroberte - in schwedischen Diensten stehend - in 1633 Quakenbrück, Fürstenau. Haselünne und Meppen. Im selben Jahr wurde er auf Grund seiner Verdienste von der schwedischen Königin Christina mit Meppen belehnt, das er verwaltete und ausbaute.Er berief evangelische Prediger ins Amt. 1635 vereinigte Knyphausen die schwedischen Kräfte in Niedersachsen ,um nach Osnabrück zu ziehen. Bei der Bauernschaft Haverbeck traf er am 11. Januar 1636 auf feindliche Truppen, die ihn zur offenen Feldschlacht zwangen. Knyphausen erlitt eine tödliche Verletzung, während seine Truppen siegreich waren. Seine Leiche wurde am 3. Mai 1636 nach Jennelt überführt und dort beigesetzt. Seine Witwe, Anna von Schade, verkaufte den Besitz schließlich an die Generalstaaten. Sie verloren es im Kampf bald wieder an Alexander von Velen, in dessen Hand es bis zum Kriegsende blieb.
nach oben

Kontributionen und Ernährungslage im Emsland

Kontributionen sind erhobene Zwangsabgaben, um den Unterhalt von Besatzungstruppen zu finanzieren. Die Stadt Haselünne hatte an Kontributionen und Verpflegungskosten für durchziehende Soldaten gegen Ende des Monats Dezember des Jahres 1626 bereits 3.000 Taler bezahlen müssen. Dodo von Knyphausen („Herr des Emslandes„) blieb bis zum 14.02., nachdem die Bürger sich für 600 Taler den Abzug erkauft hatten. Innerhalb von 12 Monaten richteten die sich abwechselnden Truppenteile einen Schaden an, der nach genauen Verzeichnissen 40.000 Taler betrug.In kurzer Zeit wurden 60 Tonnen Bier vertrunken; die Felder waren verwüstet. Der durch die Mansfelder angerichteter Gesamtschaden beläuft sich auf über 100.000 Taler. Im Amtshaus Nienhaus bei Aschendorf ließ sich ein Quartiermeister mit 60 Soldaten nieder. Im benachbarten Nenndorf wurden weitere 400 Mann einquartiert.Graf Ernst von Mansfeld, der sich zuvor in Meppen einquartiert hatte, blieb dort nicht lange. Er zog mit seinen Truppen nach Ostfriesland weiter. Der Obrist Isaak von Limbach blieb als Stadthalter und Kommandant in Meppen zurück. Ein typisches Verhalten für Truppen im Quartier zeigt eine Analyse des Truppenaufhalts unter Limbach. Die besetzten Orte, also auch Meppen, mußten durch Sach- und Geldleistungen für den Unterhalt der Truppen sorgen. Privathäuser dienten dabei zumeist als Quartiere. Meppen mußte täglich eine Last Roggen und eine Last Hafer liefern. Zuzätzlich mußte die Stadt 2.000 Rtlr. als Ersatz für Brot und Bier zahlen. Dies war aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse eine harte Belastung für die Bevölkerung, die selbstverständlich auch noch für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen mußten.
nach oben

Die Leiden der Bevölkerung

Aufgrund der Kontributionen und des ansteigenden Mangels an Nahrungsmitteln stieg die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Die Einwohner der belagerten Städte hatten zunehmend mehr Soldaten zu versorgen. Das Erreichen der Belastungsgrenze verdeutlichen folgende Indizien aus einer Beschwerde der Stadt Meppen an den Kurfürsten Ferdinand am 11.09.1639:

1. Anfänglich seien 10-30 Soldaten als feste Garnisonsbesatzung einquartiert worden, jetzt lägen schon 120 in unzulänglichen Quartieren. Das sei nicht länger erträglich, die angefangenen Baracken müßten endlich fertiggestellt werden.
2. Die monatliche Kontribution muß gesenkt werden, die Bürger laufen bereits wegen Armut davon.
3. Durch den Aufenthalt des knyphausischen Regiments zu Pferd seien zwischen dem 3. August 1636 und dem 2. Januar 1637 19.000 Rtlr. für Kost, Bier, Brot und Hafer aufgewendet worden.
4. Durch die Eroberung der Festung seien die Bürger ausgeplündert.
5. Die jetzige Garnison mit 1.200 Mann zu Roß und zu Fuß kosten 4.000 Rtlr., das sei nicht mehr aufzubringen.
6. Die Kompanie des Rittmeisters Hagedorn hatte in acht Wochen Aufenthalt an Essen und Trinken 2.200 Rtlr. Kosten verursacht.
7. Die Leibgarde des Generals von Hatzfeld mit 200 Pferden hatte ab dem 28.Februar 1638 für neun Wochen im Quartier gelegen, eine weitere Kompanie für 3 Wochen, Kosten ingesamt 5.000Rtlr.
8. Für Februar und März sei die Kontribution auf 460 Rtlr. verdoppelt worden.
9. Darüber hinaus würden die Bürger mehr als die Bauern zu allgemeinen Diensten herangezogen, zu denen sie nicht verpflichtet seien, das verursache Kosten von 60 Rtlr. pro Gespann.
10. Der Kommandant von Ketteler belegte ausschließlich Privathäuser und verlangte zusätzlich eine monatliche Kontribution.
11. Der Kommandant verlangte zusätzlich 150 Rtlr. zur Instandsetzung seines Quartieres.
12. Alles sei den armen Bürgern nicht mehr zuzumuten, zumal auch die vornehmsten Bürger durch Einquartierung und Unterhaltungskosten ebenfalls am würden.
13. Der Rentmeister forderte zusätzliche Abgaben, wie etwa Schreibgeld.
0 aus: Schüpp, H. Das Amt Meppen im Dreißigjährigen Krieg. In: „Krieg, Konfessionalisierung, Westfälischer Frieden“, Hrg. Steinwascher, G. 1998 Sögel, S.152/53
Einen Überblick über die trostlosen Zustände in der Stadt Haselünne gewinnt man aus der Beschwerde des Stadtrates an die bischöfliche Regierung in Münster:
1. Die Stadt ist im Dreißigjährigen Krieg, zu welcher Zeit sie in gutem Wohlstand gewesen ist, mit Durchzügen, Einquartierungen und Nachtlagern und dergleichen überaus schwer beschwert worden.
2. Die Stadt, von der bald Kaiserliche, bald Schwedische Meister gewesen sind, hat an beiderseits Parteien zugleich zu ihrem höchstem Ruin immerhin Kriegssteuern zahlen müssen.
3. Dessen unangesehen ist die Stadt dennoch zu zweien Malen ausgeplündert worden. Die Einwohner sind mit Verlassen ihrer Häuser meistenteils entwichen. Trotzdem sind die Kontributionen nach wie vor von beiderseits Parteien angefordert worden. Da aber die Stadt wegen Entblößung an Einwohnern und der daraus entstandenen Verwüstung hierzu von sich nicht gelangen konnte, so mußten die Kontributionsgelder durch Aufnahme angeschafft werden.

aus: Webering, A. Die Geschichte der Stadt Haselünne In: „725 Jahre Stadt Haselünne, 1997 Haselünne, S.43
nach oben

Ergebnisse

Die Projektgruppe gelangte zu der Erkenntnis, dass die Darstellung des 30jährigen Krieges in älteren Werken der lokalen Geschichtsschreibung häufig übertrieben ist, was die unmittelbaren Auswirkungen der Kriegshandlungen für Leib und Leben angeht. Viele Menschen sind aber an Krankheiten (Pest) und Unterernährung gestorben. Immens waren die Belastungen durch die Kontributionen, die Verpflegung und Einquartierung der Soldaten etc.Schon bald nach dem Westfälischen Frieden im Herbst 1648 setzte der Prozess des Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Regeneration ein.
nach oben

Projektleitung: Heinz Kleene

created by Malte Schubert and Martin Spalthoff


Quelle:
Homepage des Gymnasium Marianum Meppen, Februar 1999


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück