Einweihung der neuen Schule
in Handrup

Für die Gemeinde Handrup war der gestrige Tag ein Festtag von besonderer Bedeutung. Galt es doch das Fest der Schuleinweihung zu feiern. Der Tag begann mit einem feierlichen Hochamte um ½ 9 Uhr, das Pastor Müller zelebrierte. Seiner Festpredigt legte er die nachstehenden drei Sprüche, die er gern in das Haus hätte eingeschnitzt gesehen, zu Grunde:

1. Kommet Kinder ich will euch die Furcht des Herr lehren.
2. Sei nicht sorglos gegen dich und deine Kinder, und lasse sie nicht sorglos.
3. Wie willst du im Alter ernten, was du in deiner Jugend nicht gesät hast.

Diesen drei Gedanken widmete Pastor Müller seine Predigt und führte sie aus. Er schloß mit dem Wunsche, daß die neue Schule sich zum Segen der Gemeinde, der Eltern und der Kinder auswirke.

Nach dem Hochamte begaben sich die Gemeindemitglieder und die Kinder in Prozession zur Schule, wo Pastor Müller anschließend die kirchliche Weihe vornahm. Nach einem Liede des Kinderchore, unter Leitung des Lehrers Hafkemeyer und einigen Gedichten, die von den Kindern exakt vorgetragen wurden, begrüßte Pastor Müller die Erschienenen, darunter besonders den Vertreter der Schulbehörde, Schulrat Meyer, Lingen. Nachdem er allen Mitarbeitern, die an der Fertigstellung des Baues mitgewirkt hatten, gedankt, gab er der Hoffnung Ausdruck, daß in der neuen Schule die Gesundheit des Leibes und der Seele neubelebt würde. Die Wissenschaft müsse hier arbeiten und säen, durch Arbeit und Gebet der Segen des Himmels herabgefleht werden. Wenn das geschehe, kann der Schule nichts fehlen.

Einige kleine Gedichte, die gut in den Rahmen der Feier paßten, reihten sich an.

Schulrat Meyer betonte, daß die heutige Feier für die Gemeinde ein Fest bedeute, wie es nicht häufig gefeiert werde. Die Schule sei jetzt zu einer 3-klassigen ausgebaut, und sei dieser Tag ein Markstein in der Geschichte der Gemeinde Handrup. Der Opfergeist der Gemeinde bringe frischen Arbeitswillen und Mut in Herzen der Kinder, denn in solch einem hellen und freundlichen Schulzimmer die Arbeit doppelte Freude. Die Schulzeit sei das Fundament einer fröhlichen Jugend und damit der Gottesfurcht und Frömmigkeit. Das Kreuz sei das Zeichen, unter dem wir arbeiten. Heute besuchen wir die Schule, um uns zum Kampf für das spätere Leben zu rüsten und allen Ansprüchen gerecht werden zu können: Die Liebe zum Vaterlande, zur Heimat, Familie und Schule müsse im Geiste der Wissenschaft gepflegt werden. Daß die Schule weiterhin in diesem Sinne geleitet werden möge, sei sein innigster Wunsch.

Frl. Hilfslehrerin Webbeler dankte, auch im Namen ihrer Kollegen, dem Schulvorstande und dem Gemeindeausschuß, sowie allen, die den Bau durch ihre Mitarbeit förderten. Sie versprach, die anvertraute Jugend nach bestem Wissen und Gewissen zu lenken und zu leiten und sie zu Christus dem König zu führen. Denn, an Gottes Segen ist alles gelegen.

Mit dem gemeinsam gesungenen Liede "Großer Gott wir loben dich" fand die Feier in der Schule ihren Abschluß.

Während des nachfolgenden einfachen Frühstücks sprach Schulrat Meyer noch kurz über den Werdegang der neuen Schule. Er dankte besonders dem Schulvorstand und dem Gemeindeausschuß mit ihrem Vorsitzenden, Schomaker, die es durch eine seltene Einmütigkeit und Geschlossenheit verstanden hätten, die Mittel und die Wege zu finden, um den Bau überhaupt ausführen zu können. Er schloß mit einem Hoch auf diese tatkräftigen Mitarbeiter.

Lehrer Hafkemeyer berichtete aus der Chronik über die Entstehung der Schule. Danach wurde 1818 die erste Schule gebaut, die Dienstwohnung für den Lehrer 1863, 1908 erhielt sie die 2. Klasse. Jetzt im Jahre 1931 kommt die 3. Klasse, ein Lehrmittelzimmer und eine Lehrerinnenwohnung hinzu.

Als letzter dankte Rektor a.D. Sander, den Herren Pastor Müller und Schulrat Meyer für ihre freundliche Mitarbeit und stetes Entgegenkommen.

Die Bauleitung lag dem Reg.-Baurat Weinmann vom Preußischen Hochbauamt ab, während die Arbeiten durch die Bauunternehmer Einspanier, Lengerich und Schlump, Wettrup ausgeführt wurden.


Quelle:
Lingener Zeitung vom 12. Januar 1931



Quelle: www.heimatarchiv.de zurück