Gebietsstreitigkeiten um den Hundehövel

Die Inhalte:
  • Worum geht es  (2003)
  • Schreiben der Hundhöveler  (1938)
  • Schreiben des Bürgermeisters  (1940)




    Worum geht es

    Zwischen Handrup und Lengerich gab es vor Jahrzehnten Gebietsstreitigkeiten. Seit 1903, also seit 100 Jahren gehören der Hundehövel und einige andere "ehemals" Handruper Gebiete zu Lengerich. In den folgenden Briefen aus den Jahren 1938 und 1940 beklagen sich die Hundhöveler und der damalige Handruper Bürgermeister beim Landrat.


    Quelle:
    Paul Driever, Januar 2003




    Schreiben der Hundhöveler

    Hundehövel bei Lengerich H., d. 16.4.1938

    An den Herrn Landrat Wege zu Lingen

    Wir älteren Leute und all unsere Vorfahren haben die Schule zu Handrup besucht, da wir ja auch politisch dahin gehörten. Das weisen alle Annalen, Kirchenbücher, Steuerbücher usw. aus. 1903 wurden wir, ganz gegen unseren Willen, von Handrup abgerissen und Lengerich angegliedert. Lengerich behauptet, viele unserer Ackergründe hätten auf ihrem Gebiete gelegen - jetzt ist es umgekehrt. Dies liegt überall ähnlich so, selbst bei Ländergrenzen: in Neurhede haben mehrere deutsche Bauern die halbe oder gar dreiviertel Stätte auf holländischem Boden liegen, und gehören doch zu Deutschland, weil dort ihr Wohnhaus steht. Die Lage der Wohnung war sonst immer ausschlaggebend; unsere Häuser gehörten von jeher (nur nicht in den letzten 35 Jahren) zu Handrup. Wenn Lengerich dies sollte bestreiten wollen, bitten wir, eine Kommission einzusetzen von kundigen auswärtigen Forschern, die es überprüfen; z. H. den Landwirtschaftslehrer Bögemann zu Freren oder einen sonstigen auswärtigen Forscher. Material ist massenhaft vorhanden und kann auch von uns aus ergänzt werden.

    Ganz unerträglich wird jetzt diese Sachlage wegen unser Kinder: sie sind aus der Handruper Schule als Gastschulkinder ausgewiesen. Wohin nun? Sie sollen nach Lengerich. Das ist unmöglich. Sie sind schon etliche Male mehr aus der Handruper Schule weggewiesen; auf unser Bitten und Flehen hin haben sie dort unsere Kinder immer wieder aufgenommen. Letzteres wird jetzt schwer halten und wir können es den Handrupern auch nicht zumuten: sie bekommen für ihr freundliches Entgegenkommen auch rein garnichts! Handrup muß demnächst wahrscheinlich gerade wegen unserer Kinder eine neue, dritte Lehrkraft besolden, so rund 115 Schulkinder sind schon da - unsere Steuergroschen fließen vor wie nach gen Lengerich. Geltendmachen können wir unsere Rechte dort nicht, denn keiner von uns gehört dort in den Gemeinderat. Nennenswertes geleistet ist dort für uns nicht; nicht mal unsere Wege können wir mit Lengericher Sand aufbessern, haben immer wieder Handrup darum anbetteln müssen, nur wenn Steuern fällig sind, erinnert Lengerich sich prompt unser.

    Unsere Kinder haben bis zur Schule in Handrup einen Hin- und Rückweg von insgesamt 4 - 7 km, die meisten 4 - 5 km; bis zur Lengericher Schule sind es insgesamt 11 - 13 km, für die meisten 12 km, ein horrendes Ende. Die Schule Lengerichs liegt am uns abgewendeten Westende des Dorfes.


    Unsere Kinder müssen jetzt also nach Lengerich; tränenden Auges haben sie uns das erzählt. Sie haben wohl Verständnis dafür, was das heißt und können sich nicht helfen. Können nur trauernd dulden und weinen! Kommt nun im Winter manchmal ein Wetter, daß man "keinen Hund hinausjagen" mag, dann können unsere Kinder oft sechs oder sieben Jahre alt - wohl noch nach Handrup, aber nach Lengerich?! Man weiß ja nicht, ob man sie lebendig wieder bekommt! Da hört doch alles auf! Oder ob sie sich Lungenentzündung oder anderes holen! Wir können die Kleinen dahin nicht schicken, mag kommen, was wolle. auch Wettrup ist noch eher zu erreichen als Lengerich; letzteres ist nur auf einem Korridor durch die Bauerschaft Handrup zu erreichen.

    Die Lengericher wollten schon mal die Handruper Schule als minderwertig hinstellen, als wenig leistend. Ja, wer kann dafür, daß der erste Lehrer die Schwindsucht bekam und der andere stark kriegsverletzt ist? Dort werden auch schon bessere Schulverhältnisse wieder kommen, und vielleicht bekommt Handrup eher eine akademische Lehrkraft als Lengerich; und sind nicht auch in Lengerich der erste Lehrer und die erste Lehrerin oft genug krank?! Wo soll da ein Vorteil für unsere Kleinen herausspringen? Sollte die neue Aufbauschule sich wirklich als lebensfähig erweisen - wir haben dort schon ein paarmal das Gegenteil befunden - so kommt sie für unsere Kinder doch nicht in Betracht.

    Und selbst wenn Lengerich glänzende Schulen hat und Handrup minderwertige, dann lernen unsere Kinder doch in der Handruper Schule immer noch mehr, als in der von Lengerich, die unsere Kinder erst ganz abgemattet, stumpfsinnig erreichen. Was ist denn mit den sechs-, sieben- achtjährigen Kindern zu erzielen, wenn an jedem Tage die meisten erst 12 (zwölf) km laufen müssen, morgends vorzeitig aus dem Bett, das Mittagessen niemals zur rechten Zeit erhalten und oft mit durchnäßten, verschneiten Schuhen in der Klasse sitzen Was können die noch leisten?

    Bei so langen Wegen verkommen sie auch körperlich: der schwere Tornister drückt bei der langen Belastung die Schultern oder den Rücken heraus. Die Schultasche, die doch erfahrungsgemäß immer auf der selben Körperseite getragen wird, läßt die Kleinen krumm aufwachsen, der Gang wird schleppend, hat wohl auch mitunter Plattfüße im Gefolge - das gibt Soldaten!!

    Wir möchten unser Fleisch und Blut zu normalen, gesunden und gutunterwiesenen Menschen heranwachsen sehen!! Das können wir alles haben und auch nur dann haben, wenn man uns an Handrup zurückgliedert! Das unsere Kinder so geistig und körperlich verkümmern ist ein Fluch fürs ganze Leben; wofür haben wir das verdient?

    Auch politisch und moralisch müssen unsere Kinder jetzt verkümmern, das erhellt schon aus dem vorhin Gesagten, sodann aus folgendem: unsere Jugend kommt zur Taufe nach Lengerich, wird dort ins amtliche Register eingetragen, zur Schule dann nach Handrup, geimpft werden sie, das sehen unsere Schulkinder klar und deutlich, das erstemal in Lengerich - das zweitemal in Handrup, zum Entlassungsunterricht jetzt nach Handrup, zum Dienst als Pimpf oder BDM nach Lengerich, nachdem sie es vorher in Handrup waren. Wen Ihren Eltern sehen sie, daß sie nach Lengerich gezwungen werden, und daß diese, wo es eben geht, im angestammten Handrup mittun (Schützenfest, Kirchmess, Fastabend u. a.). Sogar jetzt noch im Luftschutz. Was kann aus derart zwiespältiger Erziehung werden??

    Alles wäre mit einem Schlage behoben, wenn man uns nach Handrup zurückgäbe. Wir bitten innigst um dieses! Manche Eltern sind wegen ihrer Kinder hier ganz verzagt!

    Lengerich hat uns bei der Teilung seiner großen Mark ganz vergessen, nur geringe Anschlüsse zuerkannt. Handrup, das später teilte, nahm uns brüderlich für vollberechtigt, und jeder große Bauer dort bekam allein deshalb je fünf ha, einen Wert von wohl zehntausend Mark, weniger aus der Gemeindemark! Nicht mal einen ordenlichen Weg haben wir zum Dorfe Lengerich, müssen immer durch den Handruper Korridor. Der Handruper Sportplatz liegt vor unserer Tür; er ist in jeder Weise besser als der von Lengerich; lass doch die Lengericher erwachsene (an Kinder wollen wir nicht mal denken) Jugend diesen Platz mal länger benutzen, auch im Winter, dann weiß Lengerich die Weite des Weges schon eher zu bewerten.

    Unsere ältere Jugend soll doch wohl in Zukunft zum Lengericher Sportplatz im Öingssande; das sind hin und zurück 16 km, zum Sportplatz Handrups sind es insgesamt 1 1/2 km.

    Kinder haben auch heilige Rechte! Gebe man sie ihnen - und zwar auf dem einzig möglichen Wege der Rückgliederung von jung und alt an Handrup! Das beantragen und erbitten wir

    1. Franz Kall
    2. Heinrich Arns
    3. Joseph Wehlage
    4. Bernard Jansen
    3. Heino Kleve
    6. Bernard Stümpler
    7. August Robbe-Uhlen
    8. August Schmidt
    9. Hans Weltring
    10. Bernard Menke
    11 August Holt
    12. Franz Ricke
    13. Bernard Schröder


    Quelle:
    Originalbrief, Handrup 1938




    Schreiben des Bürgermeisters

    Handrup (Kreis Lingen), den __.1.1940

    Giese, Bürgermeister

    Zum Schreiben vom
    11. Dez. 1939. (Gastschulkinder)

    An den Landrat zu Lingen!

    Die Lengericher haben 1903 den Hundehövel, den Westerbeekenhook und die Zwischenglieder Herm. Landwehr und Tieke. (Vom Volksmund allgemein Elsass-Lothhringen genannt) von Handrup abgerissen, um zu deren Steuergroschen und Jagdgründen zu kommen, und haben die Schulkinder von dort, wenn es unechte Sprossen wären, nicht mitgenommen, sondern Handrup zugeschoben -- ein ganz vorzügliches Geschäft! Das Bischen Fremdenschulgeld, das es mal dann und wann gab, ist keine entsprechende Gegengabe.

    Süssauer suchte Handrup wiederholt, diese Schulkinder an Lengerich abzudrängen, und Lengerich forderte sie auch einmal an. Die Elsass-Lothr. Kinder gingen einfach nicht nach Lengerich hin, vorab die vom Hundehövel. Da half kein Bitten, kein Drohen, kein Garnichts! Die Eltern liessen sogar Geldstrafen über sich ergehen. Dieser Schulstreik von einem Vierteljahr war ein Schandmal in ganz Deutschland, und setzte sich durch! Die Regierung sah sich genötigt die Kinder bei Handrup zu belassen. Gegen die Natur kann auf die Dauer niemand ungestraft angehen.

    Die Hundehöveler Schulkinder haben ja nicht mal einen ordentliche Weg nach Lengerich! müssen über Handruper Boden und fast an der Handruper Schule vorbei, wenn sie nach Lengerich sollen. Die Hundehöveler Schulkinder von Weltering und Robben müssen dabei 4 km über Handruper Boden, und könnten im Augenblick in der Schule von Handrup sein müssen dann aber noch 4 (Vier)km (für Kinder eine volle Stunde!) weiter schleppen nach Lengerich zur Schule; warum? ja warum?! wegen der Steuergroschen und der Jagdgründe; zweimal am Tage je eine Stunde mehr, für nichts und wieder nichts bei Sommerbrand und Winterkühle, bei Glatteis und schrillem Ost. Dass die Lengericher nicht mal soviel Mitgefühl aufbringen für sechs- und sieben- und achtjährige Kinder, dass sie diese mit deren Eltern- denn ohne diese nimmt Handrup sie nach einstimmigem Beschluss nun einmal nicht wieder auf--nach Handrup zurückgeben, wohin sie nach Lage, Wirtschaft und Geschichte gehören!

    Die Schulkinder Hundehövels - es waren schon mal 26, augenblicklich 15--.sehen bei Hesemann die Handruper Schule zum Greifen nahe, sollen dann aber noch eine ganze Stunde laufen - das ist ein Stück aus dem Tollhause, und darf heute garnicht mehr möglich sein, zumal nicht wegen ein Bischen Steuergroschen oder Grossmannsucht!

    Der Herr Landrat Wege hat am Charsamstag 1938 die Oertlichkeit in Augenschein genommen; dabei haben ihm die Hundehöveler einstimmig die Bitte unterbreitet, sie und ihre Kinder wieder an Handrup zurückzugeben, und er hat die schwerbedrückten getröstet mit der Zusage, ihrer wohlbegründeten willfahren. Wie man weiss, sol1te dieses geschehen gelegentlich der Einführung der neuen Gemeindeordnung, also in jetzigen Jahre. Durch den Krieg wird sich ans wohl verzögern.

    Auch schriftlich unterzeichnet von allen Hundehövelern, hat Hund. Rückgliederung an Handrup gefordert; das Schriftstück liegt in Lingen vor. Von Lengerich aus ist mit Gewalt und List gegengearbeitet, aber die Hundehöveler halten an ihrer Unterschrift fest und so Ist die über die Hälfte von ganz Elsass-Lothr. für Rückgliederung an Handrup, das sie mit offenen Armen und in redlicher Gesinnung aufnehmen würde.

    Die Verfügung des Herrn Schulrat Kratz von 25. März 1938 hat der Herr Landrat Wege vorerst ausgesetzt.

    Elsass-Lothr. hat niemals zu Lengerich gehört; wer das bestreiten will, erweist nur dass er von der Geschichte Lengerichs wie Handrups keine blasse Ahnung hat. Wir haben von Handrup aus angeboten, Lengerich möge irgend einen beliebigen aber auswärtigen Geschichtskundigen befragen hierüber, und sollte es sich da herausstellen, dass wir uns da irren, bezahlen wir die Forschungskosten! Quellen über diese Materie gibt es unzählige und unbezweifelbare, angefangen von den Werdener Heberegister. der Karolingerzeit bis heute hin: all die bekannte klassische "Beschrivinge". des Aleff von Limborg, die Kirchenbücher (meist in der reformierten Pfarrei), unzählige Steuerbücher (die über dreihundert Jahre alt sind) usw. usw.

    1903 riss man Els.-Lothringen von uns ab, um die leckeren Abgaben und Jagdgründe sich anzueignen und null Grossmannssucht. Es geschah durch einige Freimaurer und durch einen suspendierten Kaplan (Grove), der als nunmehriger Winkeladvokat von solcher Sache leben musste.

    Schmart genug schob Lengerich die Elsass-Lothr., als sie geringe Anschüsse, wegen Weidegerechtigkeit erstrebten, somehr ganz ab und verwies sie an Handrup, das auch bald aufteilen werde und wohin sie gehörten.

    Aus Handrup haben die Elsass-Lothringer ihren Anteil so bekommen, als wenn sie volle Handruper Bürger wären, und war waren ja auch, haben hundert Hektar von Handrup erhalten. Das war in den achtziger Jahren. Als dies in Sicherheit war, riss Lengerich Els.L. an sich. 1903. Westerbecke allein bekam von Lengerich einige wenige Hektar und von Handrup 32 (zweiunddreissig) ha., die er jüngst verkauft hat.

    Hätte Elsass-L. von Lengerich die Abfindung bekommen, so hätte jeder Handruper grössere Bauer fünf ha. aus der Gemarkung mehr bekommen! Das ist kein Pappenstiel. Lass Lengerich die zurückgeben! In Fläche geht's natürlich nicht, aber sehr gut in Geld.

    Als Lengerich vor zwei Jahren nicht mal beitragen wollte, dass der Hundeh. Strassenverbindung bekam, setzte ihnen der damalige Landrat Dr. K.....: "Dann geht Elsass-Lothringen an Handrup zurück!" Im Prozesse gegen Handrup fusste Lengerich darauf, dass Lengericher Jäger und Schäfer zuweilen über die bisherige, natürliche Grenze, den Ramings Mühlenbach, gen Handrup vorgedrungen wären und dass Lengerich darum Rechte auf diese Gebiete, auf Elsass-Lothr. hätte; ja wer will auf Aussagen von Jägern und Schäfern bauen, zumal die damaligen?? Den also in jetzigen Jahre.

    Den Prozess fortzusetzen in Celle, dazu war Handrup zu schwach, hatte auch nicht beste Vertreter, und liess, um nicht ganz an den Bettelstab zu kommen, Lengerich abreissen, was es wollte! Todfeindschaft entstand gegen Lengerich, Steuerverweigerungen der Elsass-Lotthringer, Zwangseintreibung der Steuern bei den abgerissenen Handrupern!! Es war ein richtiges Diktat, ein Raubzug.

    Und dabei war die Geschichte total auf dem verkehrten, auf einem ganz unmöglichen Wege erzwungen, wie uns der Herr Landrat Wege 1938 sagte: Gebietsabtretungen werden nicht vor den Amtsgerichten, usw. entschieden, sondern sind einzig und allein Sache der Behörden!

    Die neuen Grenzen wurden am grünen Tisch von den Lengerichern allein gezogen. --Ramings Pferde schleppten in dunkler Nacht 1903 den Grenzstein zwischen Lengerich und Handrup unter Peitschenhieben und Zerren 10 Minuten weit gen Handrup.

    Man sehe sich doch einmal die neue, die jetzige Grenze an und vergleiche sie mit der früheren (einfach Ramings Mühlenbach, der Lengerich-Herzlaker Damm und Grenzstein, an Kreise Meppen) Die jetzige Grenze mutet geradezu an wie ein schlechter, gemeiner Faschingsscherz: von Pedden Schütt an der Anderveenschen Grenze spitzwinklig durch Pedden Wiese und Aecker dann ganz quer über Busch und Wall bei dem Deterschen Doppelhause, dann der Hasensprung bei Maontöbben Weide, und weiter zu Schlüttke (Hestrup), mitten durch dessen Göpelplatz (die Pferde in jeder Stunde 60mal auf Lengericher Boden und 60 mal auf Handruper Territorium der elektr. Strom hat diesen gordischen Knoten spielend gelöst - ob Lengerich da nicht auch wieder zu kurz gekommen ist?); dann weiter zu Hermann Landwehr, quer mitten durch dessen Haus. Landwehr war damals Handruper Bürgermeister; hätte er am Ostende seines Hauses geschlafen, so wäre er Handruper Bürger- und Bürgermeister geblieben; da er aber an der Westseite (nach Lengerich zu) seine Ruhstatt hatte, fiel er fluchend aus Handrup heraus an Lengerich, Seine Dienstjahre waren noch nicht abgelaufen, und so hätten wir beinahe einen Bürgermeister gehabt, der von Lengerich aus uns regierte! -- Und weiter zu Tieke. Auf dessen Acker ist der Pflüger bald auf Handruper und bald auf Lengericher Boden, alle drei Minuten umschichtig! Von da nach Kulke (jetzt Holt), quer über all die Aecker, aber nicht mal recht- sondern spitzwinklig- wer kennt sich da aus? Für Jäger vorab ist die ganze Grenze brenzlich.- Mit noch vielen andern Absonderlichkeiten endet nun die Grenze seit dreissig Jahren im nördlichen Bruche bei Holts Weide und schneidet von Handrup ein Gebiet ab, in dem damals 29 Bauern und Heuerleute wohnten, jetzt ein paar weniger. Dies erpresste Elsass-Lothr. hat südlich eine Breite von etwa 10 und nördlich von 15-20 Minuten und dabei eine Länge 10 (zehn)km. und schuf aus der ganzen nördlichen Hälfte von Handrup ein Dreieck, das an der breitesten Stelle (zwischen Barke und Manemann) 1 (ein)km breit und dann 5 (fünf) km lang ist, in einer Nadelspitze endend. Alles nach einem unmöglichen Prozesse mit unmöglichen Gründen und unmöglichen Grenzen!

    Des weiteren bitten wir, unser noch im Landratsamte liegende Material über Hundehövel usw. einsehen zu wollen! Die gewaltsame Abreissung Els. Lothr. ruht noch wie ein Pfahl im Fleisch unserer Bauerschaft und hat unzweifelhaft nur eine einzige Ruhe bringende Lösung: Rückgliederung an Handrup!

    Lengerich hat abgerissen von Handrup
    1) Elsass-Lothringen mit 29 Häusern, und wohl 200 ha Boden davon Westerbecke allein 91 ha;
    2) Gemeindeboden rund 100 ha und liegt durch ganz Handrup zerstreut, das ist mit dem vorigen glatt ein Drittel bis ein Viertel von ganz Handrup; Die Markenteile ergeben wohl keine Gerneindesteuern für Lengerich, stärken aber die 29 Familien finanziell ganz erheblich, brachten Westerbecke jüngst 43.000 M; das alles entgeht Handrup!
    3) Die Schulkinder, die gar nichts einbringen und uns schon öfter dahin brachten, dass wir eine weitere Lehrkraft beinahe anstellen mussten, die schickt Lengerich zu uns; wenn Lengerich die nicht mit dem Auto befördert, bekommt es die einfach nicht. Sie gehören zu uns und werden gern aus Menschlichkeit und alter Anhänglichkeit von uns aufgenommen -- unter welcher Bedingung, das habe ich oben erwähnt.

    Wenn Lengerich so viel über auswärtige Diktate schimpft, und das können wir doch wohl mit Recht vermuten, dann lass es doch erst mal vor der eigenen Tür fegen !!


    Quelle:
    Originalbrief, Handrup 1940


  • Quelle: www.heimatarchiv.de zurück