Glasfenster des Chorraumes

Ende 19.Jahrhundert

Quelle: s.u.


Als Student der Evangelischen Theologie im 1. Semester nahm ich im Herbst 1968 mit einer Studentengruppe an einer Reise in die Schweiz teil. In Basel besuchten wir den großen reformierten Theologen Karl Barth, wenige Wochen vor seinem Tod. Wir hatten Fragen vorbereitet, und der alt gewordene Professor beantwortete sie eine ganze Weile geduldig. Dann aber schob er unsere Zettel etwas unwirsch zur Seite, schaute uns nachdenklich an und sagte: "Eure Frage sind ja klug und vielleicht auch wichtig. Aber sie kommen alle von aussen, führen nicht ins Zentrum des Glaubens. Ihr kommt mir vor wie ein Schwimmer, der auf dem Sprungbrett steht und eigentlich ins Wasser springen will. Aber springt nicht. Er stellt Erwägungen an: Ist das Wasser warm genug? Ist es tief genug? Bin ich ausreichend abgekühlt? Er hat alle möglichen Fragen, Einwände Ausflüchte. Er springt nicht und schwimmt nicht."

Und dann rief der alte Karl Barth uns jungen Studenten ernst und fast leidenschaftlich zu: "Wenn ihr Theologen sein wollt, müßt ihr hinein springen - in die Bibel, in den Glauben. Nur so könnt ihr Theologen, könnt ihr Christen sein." Das war vor 31 Jahren, aber ich habe es nicht vergessen.

Die Glasfenster unserer Kirche sagen Ähnliches. Betrachten wir sie nur von aussen, sind sie stumpf und farblos. Gehen wir aber in die Kirche hinein und sehen sie von innen, erleben wir ihre leuchtende Schönheit.

Im Johannesevangelium wird erzählt, dass Philippus, ein Jünger Jesu, seinen Bekannten Nathanael einlädt, auch mit Jesus zu gehen. Nathanael zögert, hat Einwände und Ausflüchte. Philippus aber sagt nur: "Komm und sieh es!" Nathanael geht, begegnet Jesus und findet in ihm die Erfüllung seines Lebens.


Quelle:
Pfarrer Alfred Mengel - Kalender 2000 der Ev.-ref. Kirchengemeinde Lengerich / Emsland


Quelle: www.heimatarchiv.de zurück